Einsatzvorbereitung
Taktisches Ziel bei allen Verkehrsunfällen ist es, die Unfallopfer innerhalb kürzest möglicher Zeit einer adäquaten medizinischen Versorgung zuzuführen. Unfallrettung ist grundsätzlich zeitkritisch und daher immer möglichst schnell durchzuführen. Dabei geben der Zustand und die Verletzungsschwere/-art des Patienten vor, ob der Einsatz mit dem Schwerpunkt möglichst schonend oder möglichst schnell durchgeführt wird.
Eine Sofortrettung (Crash-Rettung) als dritte Option ist das sofortige Entfernen eines Patienten aus den PKW mit einer extrem reduzierten oder gar ohne jegliche medizinische Versorgung angesichts einer akuten äußeren Bedrohung. Sofern es der Gesundheitszustand des Patienten zulässt, kann eine schonende Rettung durchgeführt werden. Dies ist in erster Linie der Fall, wenn der Patient keine lebensbedrohlichen Verletzungen hat, aber der Verdacht einer Verletzung der Wirbelsäule besteht.
Das Konzept der goldenen Stunde (The Golden Hour) findet Anwendung:

Es gibt drei Rettungstaktiken, die praktizierbar sind.
Schonende Rettung (patientengerecht)
Bei nicht lebensbedrohlichen Verletzungen, aber wenn der Verdacht einer Wirbelsäulenverletzung nicht auszuschließen ist.
Schnelle Rettung (Rettung in kürzester Zeit)
Sind Verletzungen innerhalb kürzester Zeit lebensbedrohend, muss eine schnelle Rettung durchgeführt werden, bei der Kompromisse bezüglich der schonenden Verfahrensweise (Erschütterungsfreiheit, Vermeidung von unnötigen Bewegungen des Patienten) eingegangen werden, aber wesentliche Elemente der notfallmedizinischen Versorgung trotzdem berücksichtigt werden (Immobilisation). Eine schnelle Rettung bedeutet jedoch nicht, dass die Sicherheit von Patienten oder Einsatzkräften gefährdet wird.
Sofort-Rettung (Crash-Rettung)
Eine Sofort- oder Crashrettung ist eine sofortige Rettung aufgrund lebensbedrohlicher äußerer Einflüsse oder einer massiven Beeinträchtigung der Vitalfunktionen. Die Entscheidung darüber obliegt in der Regel dem Rettungsdienst, hier insbesondere dem Notarzt.
Fahrzeuge, Besatzung & Ausrüstung
Die Fahrzeuge rücken gemäß Alarm- und Ausrückeordnung aus.
H | ELW und LF8/6 | LF16/12 auf Anforderung |
H1 | ELW und LF8/6 und LF20 L | LF16/12 auf Anforderung |
H2 | ELW und LF8/6 und LF20 L | LF16/12 in Bereitschaft |
H3 | ELW und LF8/6 und LF20 L und LF16/12 |
Ab H2 halten sich noch anrückende Kameraden im Feuerwehrgerätehaus in Bereitstellung. Abrücken erst nach Rücksprache mit Einsatzleitung
Führungskräfte/Gruppenführer müssen eindeutig und leicht zu erkennen sein.
In den nachfolgenden Unterpunkten werden die eingesetzten Fahrzeuge, eingeteilte Mannschaften mit deren Aufgaben und persönlicher Schutzausrüstung beschrieben.
Eine erfolgreiche und qualitativ gute sowie sichere technische Rettung ist mehr als das bloße Arbeiten mit Schere und Spreizer!
ELW
Funktion | Aufgaben | Ausrüstung |
Einsatzleiter / Zugführer | Definition des Standorts der EinsatzleitungFührung des Zugs bzw. ggf. Übernahme der Einsatzleitung | |
Führungsassistent | Übernahme der Zugführung im BedarfsfallUnterstützung des Zugführers / Einsatzleiters | |
Sprechfunker (2) | Übernahme Kommunikation zwischen Einsatzleitung und LeitstelleBedienung der Kommunikationseinrichtungen im FahrzeugAnfertigung Gesprächsdokumentation in analoger und/oder digitaler Form | |
Maschinist | Selbständiger Aufbau Verkehrssicherung mit eigenen Bordmitteln zur Eigensicherung der EinsatzleitungKennzeichnung der Einsatzleitung mit dem Infodreieck „Einsatzleitung“ und der rot blinkenden Lampe (Ablage unter den Helmhaltern)Bei Dunkelheit: Selbstständiger Aufbau der im Fahrzeug vorhandenen Beleuchtungsmittel |
LF8/6
Funktion | Aufgaben | Ausrüstung |
Gruppenführer | ||
Maschinist | ||
Angriffstrupp | Durchführung der technischen Rettungsmaßnahmen als äußerer RetterRettungsöffnung (Zugang zum Patienten) schaffenbei Bedarf Erste Hilfe leisten | Folie (mind. 2m x 2m) als GeräteablageHydraulische Rettungssätze mit Schere und Spreizer.1 Satz Rettungszylinder (3 verschiedene Längen)1 elektrische Pendelhubsäge (Säbelsäge) Brechwerkzeug – Werkzeug1 Schwellenaufsatz.Besen / Schaufel – Ölbindemittel. |
Wassertrupp | Sicherung der Einsatzstelle und führt Ggf. Durchführung von Sicherungsmaßnahmen am Fahrzeug Sicherstellung des Brandschutzes | Glasentfernung (Glassäge, Federkörner, Klebefolie).Material zur Sicherung von losen Teilen bzw. abdecken von scharfen Kanten.Ausreichendes Material zum Unterbauen eines PKWs.Material zum Patientenschutz (flexibles Kunststoffschild, Decken).BeleuchtungssatzBrandschutz – 3-fach (Wasser – Pulver – Mittelschaum) |
Schlauchtrupp | Vorbereitung Ablagefläche für Einsatzmittelbei Bedarf Unterstützung des Angriffstrupps | VerkehrssicherungErweiterter RüstholzsatzHebekissensatzBüffelwindeMinischneidgerät (Pedalschneider)Trennschleifer MotorsägeSchleifkorbtrage / Spineboard Mehrzweckzug und Seilwinde |
Melder | Bereithaltung für Übernahme besonderer Aufgaben. |
LF20 L
Funktion | Aufgaben | Ausrüstung |
Gruppenführer | ||
Maschinist | ||
Angriffstrupp | ||
Wassertrupp | ||
Schlauchtrupp | ||
Melder |
LF16/12
Funktion | Aufgaben | Ausrüstung |
Gruppenführer | ||
Maschinist | ||
Angriffstrupp | ||
Wassertrupp | ||
Schlauchtrupp | ||
Melder |
SW2000
Gemäß Alarm- und Ausrückeordnung ist der Einsatz des SW2000 für diese Einsatzart nicht vorgesehen. Bei Bedarf und mit Weisung des verantwortlichen Einsatzleiters kann von dieser Standardeinsatzregel jedoch abgewichen werden.
Erkundung Einsatzstelle und Einsatzplanung
Der Gruppenführer des ersten Fahrzeugs muss als erstes die Einsatzstelle erkunden,
vorher gibt er eine kurze Lageeinschätzung mit einer Eintreffmeldung („Lage auf Sicht“) ab.
Basierend auf den Ergebnissen dieser Erkundung wird der vorläufige Aktionsplan aufgestellt,
eine erste Rückmeldung abgesetzt und ggf. sofort Einsatzkräfte und -mittel nachgefordert.
Einsatz ohne Bereitstellung
Die Mannschaft bleibt während der Erkundung im Fahrzeug aufgesessen. Wenn nicht dringende Maßnahmen (dazu gehört auch die Absicherung der Einsatzstelle!) sofort notwendig sind, und erhält ihre Befehle entweder über Funk oder mündlich vom Einheitsführer.
Einsatz mit Bereitstellung
Verkehrssicherungsmaßnahmen werden durchgeführt und die Geräteablage vorbereitet.
Wie bei allen Verkehrsunfällen müssen folgende Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden:
- Absperrmaßnahmen im fließenden Verkehr.
- Sicherstellung des Brandschutzes (2 und/oder 3- fach).
- Abschalten des Motors und der elektrischen Systeme.
- Auffangen /Eindämmen gefährlicher Flüssigkeiten (Betriebsmittel).
- Ausleuchten der Einsatzstelle.
- Ggf. sonstige Maßnahmen.
Absoluten Vorrang hat an jeder Einsatzstelle immer die Sicherheit der eigenen Einsatzkräfte.
Einsatzmaßnahmen
Erst, wenn die wichtigsten Sicherungsmaßnahmen (Verkehr, Brandschutz, Abstützen) erfolgt sind, kann mit der umfassenden Versorgung der Verletzten begonnen werden. Die Versorgung eingeklemmter Verletzter hat vorerst zu unterbleiben, wenn die mangelnde Stabilität des Unfallfahrzeugs eine erhebliche Eigengefährdung darstellt.
Ganz wesentlich für die erfolgreiche, sichere und schnelle Bearbeitung einer ausgedehnten Einsatzstelle ist eine ausreichende Übersicht über die Lage bzw. Einsatzstelle. Dämmerung oder Dunkelheit erschweren die Lageerkundung, die Orientierung und das sichere Arbeiten.
Bei nächtlichen Unfällen ist die Beleuchtung sowohl des Umfeldes als auch des Fahrzeuginneren sehr wichtig (positive Nebenwirkung: Wärmeerhalt des Patienten). Lichtmäste, Scheinwerfer auf Stativen oder auf einer Multifunktionsleiter oder sogar auf Drehleiterfahrzeugen machen hier die Nacht zum Tag.
Die Lichtquellen müssen je nach Höhe und Bauart ggf. gegen Wind gesichert werden, damit
sie nicht zur Gefahr für die eigenen Einsatzkräfte werden.
Die Einsatzstelle ist blendfrei auszuleuchten.
Einsatzabschluss & -nachbereitung
- Kurze Erläuterung in Fließtext, was zum Abschluss eines Einsatzes erforderlich ist (z.B. Wiederbeschaffung verliehenes oder verbrauchtes Material)
- Abgabe Einsatzbericht
Reinigung / Wiederaufrüstung Fahrzeuge und Material